Wie Lernen (und Lehren!) gelingt!
Die Corporate Learning Community Österreich (CLCA) spannte mit 16 hoch motivierten Teilgebenden in einem 24-h-Hackathon in Admont inmitten des beeindruckenden Gesäuses einen weiten Lernbogen. Angetrieben wurden wir dabei von der Frage wie Lernen in Organisationen künftig (und auch schon jetzt!) gestaltet sein kann, damit es funktioniert. Für wen funktioniert? Und zu welchem Zweck?
Offene Lernsettings bedeuten Kontrollverlust
Ist nicht gerade das Ermöglichen von ungeplantem Lernen mit selbstgewählten Zielen viel nachhaltiger? Aber auch weniger steuerbar. Das Management hat dann keine Zahlen mit Bildungstagen, Teilnahmen etc. in der Hand und die Learning Professionals verlieren ihr altbekanntes Geschäftsmodell, das Sicherheit verspricht. Ein klassischer Kontroll- und Machtverlust für Organisationen. Da müssen wir dann ja wirklich von unserem Selbstverständnis heraus eine “lernende Organisation” werden, nicht nur immer die anderen. Und ein paar Ebenen drüber? Das Denken und Handeln innerhalb von Unternehmenszäunen (Profitmaximierung) hilft uns wenig weiter, um unsere Gesellschaft für die großen Herausforderungen des 21. Jahrhunderts zu wappnen. Wie lernen wir also als Gesellschaft?
Damit befinden wir uns schon mitten im Admonter Veränderungsrad (Copyright Herwig Kummer, Digitalisierung durch Carina Ebli). Unsere geballtes Schwarmwissen sammelten wir in einem Unterstützungsrahmen für Lernen, der uns auch jetzt schon hilfreich zum Arbeiten sein kann. Wo fangen wir beim Designen von Lernsettings zumeist an? Bei einer Fülle von Methoden und nochmal so vielen Tools.
It’s the context, stupid!
Tools und auch Methoden sind nie die Lösung. Sondern Mittel zum Zweck. Der Zweck ist die Weiterentwicklung von Fähigkeiten, Fertigkeiten, Kompetenzen, Haltung und Verhalten. Nicht bloß Menschen mit Wissen bombardieren. Und da kommt das Business ins Spiel. Und die Learning Professionals/HR. Wenn beide glauben, dass sie jeweils fürs Lernen das richtige tun (wo sie ihre ureigene professionelle Kompetenz haben) und wenig miteinander in den Dialog treten (und Lernende auch erst dann einbinden, wenn sie “lernen sollen”), dann entstehen daraus oft Lernsettings, die vieles sind und wenig dem Zweck dienen. Die Lösung: Der gesamte (organisationale) Kontext ist der Startpunkt für die Gestaltung von gutem (neuem) Lernen. Raus aus der Beschallungsfalle und tradierten Lehrmustern, rein in die bunte Welt des sozialen, individuellen, explorativen und reflektiven Lernens. Welches Lernergebnis soll am Ende erreicht werden. Konkret als Lernziele formuliert natürlich. Dann erst geht’s auf den Weg mit Methoden, Tools, Lernformen usw.
Technologie speeded mit 180 an Didaktik vorbei
Überlebt sich didaktisches Handeln angesichts von Plattformen, Tools und Gadgets, die eh alles können? Ich denke ganz im Gegenteil: Die Bedeutung dafür, Lernrahmen mit Behutsamkeit und Umsicht zu gestalten, wächst. Tools auszuwählen und Lernende von ihren jeweiligen Standorten abzuholen, sie zu einer Lerngemeinschaft auf Zeit zusammenzubringen, sie zu ermutigen neues auszuprobieren, über eigene geistige Hürden drüber zu springen, Lernerfolge zu erkennen, zu teilen und eigene Spuren zu ziehen. All das passiert nur wenig im engen Rahmen von Lernsettings mit Vorträgen und Lehrendenzentriertheit. Hierfür brauchts Kompetenzen und Mut. Von Seiten Lehrender, Lernender, von Organisationen, vom Management. Gemeinsam.
Wer bestimmt mein Lernen?
Ist Lernen steuerbar? Nein. Denn Lernprozesse sind zutiefst persönliche Vorgehensweisen, die sich im Gehirn jedes einzelnen abspielen. Wozu brauchts dann überhaupt Trainerinnen, Lernbegleiter, Trainings? Damit Lernprozesse starten können, Menschen Beziehung zu anderen Gleichgesinnten, zu Inhalten, zu ihren bisherigen Bezugspunkten und zu sich selbst und ihren Wünschen, Träumen, Werten und Werthaltungen herstellen. Das gibt dem Lernen die Emotion. Ist das das Ende von Trainings, wie wir sie kennen? Nein, weil Training nicht gleich Training ist. Das selbstbestimmte Lernen funktioniert dann, wenn es vielfältig begleitet wird. Damit es nicht zum selbstüberlassenen Lernen wird.